Stolze Gänse und Schafe
Gefangen in der Alltagsroutine des modernen Stadtlebens können wir uns heute manchmal nicht einmal mehr daran erinnern, wie eine Kuh aussieht oder wie viele Beine ein Pferd hat. Wir sind oft so nervös, dass wir Wörter wie „Schaf“ oder „Gans“ meistens dann verwenden, wenn uns jemand auf die Nerven geht. In der Ebene von Slawonien und Baranja sind diese Begriffe jedoch noch immer keine abstrakten Substantive mit verzerrter Bedeutung, sondern ein lebendes Spiegelbild des jahrhundertlangen Zusammenlebens und der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Natur.

Aus dieser Beziehung sind zwei weitere alte Rassen unserer heimischen Tiere entstanden. Das erste ist das Schaf „Cigaja“. Seine Ursprüngliche Abstammung geht in das antike Zentrum der Welt, nach Kleinasien, um 800 v. Chr. zurück. Es wird angenommen, dass eine der ältesten lebenden Schafarten im 16. oder 17. Jahrhundert, als eine weitere landwirtschaftliche und ernährungsphysiologische Folge der osmanischen Besatzung Südosteuropas in die Region Südpannonien gelangte. Da sie zu flachen Gebieten und einer reichhaltigeren Ernährung neigen, wurde sie in Slawonien und Baranja schnell heimisch, so verzeichnen Reiseschriftsteller bereits Ende des 18. Jahrhunderts, dass dies ein Land der „unübersichtlichen Schafherden“ sei. Obwohl sich die Lage diesbezüglich inzwischen stark verschlechtert hat, sind auch heute noch in Teilen Slawoniens und der Baranja noch immer einige Herden der Cigaja, sonst der größten kroatischen Schafrasse, antreffbar. Gleichzeitig sind ihre Delikatessen - Milch, Käse und hochwertiges Fleisch nicht verbreitet und noch immer nicht auf den Speisekarten der Restaurants präsent, jedoch darf der Reisende nicht vergessen, dass man sich in einem Gebiet befindet, in dem Wörter wie "auf Anfrage" und "nach Vereinbarung" viele Türen öffnen können (wenn wir schon über die Folgen der osmanischen Eroberungen schreiben :) .

In Vielem ist das aktuelle Schicksal der Donaugans ähnlich. Sie ist laut, wenn sie auch noch sprechen könnte, wäre diese zweibeinige Schönheit ein authentischer Reiseführer z.B. durch die Hochwasserweiden der Donau und die Sümpfen von Kopački rit. Widerstandsfähig und an die extensive, praktisch in Freilaufzucht, in den Sumpfgebieten entlang der Donau und ihrer Nebenflüsse angepasst, zeugt die Donaugans durch die Geschichte ihrer ökologischen Anpassung auch von der Anpassung des Menschen, statt Agression, an die Umwelt in der er lebt. Obwohl ihre Population heute durch die Trockenlegung von Sümpfen, das Ackern von Weiden und das Aufgeben der traditionellen Lebensweise sehr gering ist, ist die Donaugans eine Geschichte, die zurückkehrt. Nicht nur wegen ihres außergewöhnlichen kulinarischen Wertes, sondern auch, weil man auf einem Kopfkissen oder unter einer Gänsefederdecke keine Angst vor hohen Heizkosten haben muss. Und nachd den Forschungen urteilend nicht einmal vor Allergien.